2008 - Die Walnuss

Wozu ein Baum des Jahres?

Der ehemalige Umweltschutzverein Wahlstedt in Schleswig-Holstein, jetzt „Baum des Jahres e. V.” rief 1989 erstmals die Stiel-Eiche zum Baum des Jahres aus. Diese Idee fand großen Anklang bei den Medien. Fortan wurde jährlich ein Baum des Jahres proklamiert, zu dem dann Infomaterial (z.B. Faltblätter) erstellt und Pflanzaktionen u. ä. angeregt werden, um die Baumart ins öffentliche Interesse zu rücken.

Der Verein hat 1991 das Kuratorium Baum des Jahres (KBJ) als seinen Fachbeirat gegründet. Seine Aufgabe ist die gemeinsame Auswahl eines Jahresbaumes und die PR-Arbeit für diese Baumart. Es tagt in der Regel einmal jährlich - im Oktober - in Berlin, ruft gemeinsam den Baum des folgenden Jahres aus und bereitet die Auswahl für das übernächste Jahr vor.

Zunächst wurden besonders bedrohte bzw. seltene Baumarten ausgewählt. Weitere Kriterien können Schönheit, Beliebtheit, ökologische oder landschaftliche Bedeutung u.a. sein.

Bisherige Jahresbäume

1989   Stiel-Eiche            1999   Silber-Weide
1990   Rot-Buche   2000   Sand-Birke
1991   Sommer-Linde   2001   Gemeine Esche
1992   Berg-Ulme   2002   Wacholder
1993   Speierling   2003   Schwarz-Erle
1994   Eibe   2004   Weiß-Tanne
1995   Spitz-Ahorn   2005   Rosskastanie
1996   Hainbuche   2006   Schwarz-Pappel
1997   Eberesche   2007   Wald-Kiefer
1998   Wild-Birne   2008   Walnuss

Die höhere Medienpräsenz dieser Baumart soll sie den Menschen emotional näher bringen, um Sympathie werben, Problembewusstsein schaffen und schließlich die Bereitschaft wecken, zu „Lösungen“ aktiv beizutragen.

Das Kuratorium Baum des Jahres will Menschen für Bäume  gewinnen, weil Bäume für Menschen lebenswichtig sind.

2008 - Die Walnuss (Juglans nigra L.)

Bekannt aus Gärten und Parks, geschätzt wegen der schmackhaften Nüsse, wenn auch forstlich unbedeutend ist der diesjährige Baum des Jahres – die Walnuss.

Die eigentliche Heimat der Walnuss ist SO-Europa bis SW-Asien. Trotzdem trat die Walnuss in Deutschland schon vor der Ankunft der Römer auf. Große Verbreitung fand sie jedoch  erst um 800 n. Chr.

Auf optimalem Standort (lockerer, tiefgründiger, gut nährstoffversorgter Boden, mildes ‚Weinbau’-Klima, Licht) erreichen Walnuss-Bäume Höhen bis 25 m und können bis zu 200 Jahre alt werden. Ihr Vorkommen weist auf eine gewisse Wärmesumme im Sommer hin, weshalb sie in Gegenden mit kühlen, feuchten Sommern und auf Nord- oder Osthängen nicht so gut wachsen. Ansonsten können sie derzeit in Mitteleuropa in bis zu 1.000 m Höhe gedeihen.  

Bisher gibt es in Sachsens Wäldern nur sehr wenige Walnuss-Standorte. Durch die prognostizierte Klimaerwärmung würde die Walnuss begünstigt werden, z. B. in den gut nährstoffversorgten mittel- und ostsächsischen Löss-Gebieten. Unsicher ist jedoch, wie die Walnuss mit den wahrscheinlich verstärkt auftretenden Wetterextremen klar kommen wird, z.B. vereinzelt auftretenden harten Wintern.

Großflächig sollte sie im Wald daher nicht angebaut werden. Anbauerfahrungen und Untersuchungen zur Ertragsfähigkeit in Sachsen fehlen noch weitgehend. Erschwerend für den Anbau im Wald ist zudem die Eigenschaft der Walnuss, durch Giftstoffe, die von den Wurzeln ausgeschieden werden und bei Zersetzung des Laubes entstehen, Konkurrenz fernzuhalten (Allelopathie). Die Walnuss ist dadurch nicht mit anderen Baumarten mischbar. Entlang von Waldwegen, an Wiesen und Wildäckern würde sie aber eine Bereicherung darstellen.

Das Holz der Walnuss ist recht schwer, mit graubraunem Kern, der manchmal wolkige Strukturen zeigt. Dieses dunkle, harte Holz der Walnuss ist sehr gefragt und erzielt entsprechend hohe Preise auf dem Markt (z. B. bei Submissionen). In Abhängigkeit von Klima und Boden bilden sich eine unterschiedliche Färbung und Struktur aus.

Das Holz der Walnuss ist leicht bearbeitbar, schleifbar und polierbar. Es ist ein Holz für Künstler und dient auch als Ersatz für einige Tropenhölzer. Verwendung findet es vor allem für Möbel, Drechselarbeiten, Schnitzereien und Kunstgegenstände sowie Gewehrschäfte. Da aus Wurzelknollen  die wertvollen Messerfurniere gewonnen werden können, werden Nussbäume mit dem Wurzelstock ausgehoben und nicht abgesägt.                                                    

Walnuss-Bäume einfach zu Brennholz aufzuarbeiten, wäre deshalb finanziell keine gute Entscheidung.  

Wichtiger als die Nutzung des Holzes sind die Nüsse. Ein Baum kann bis zu 100 kg Walnüsse tragen. 40- bis 80-jährige Bäume tragen trotz geringen Pflegeaufwandes am meisten. Um die Walnüsse zu lagern, müssen sie von ihrer weichen Fruchthülle befreit werden und mehrere Tage an der Sonne trocknen. Anschließen 2-3 Wochen, bis sie ihr Gewicht halbiert haben luftig und trocken lagern und ab und zu wenden. Dieses Vorgehen sollte unbedingt eingehalten werden, da die Nüsse sonst schimmeln können! Nachher kann man sie in luftdurchlässigen Netzen kühl bis zu einem Jahr aufbewahren.

Die Walnüsse sind sehr nährstoffreich: 60% Fett, 20 % Eiweiß, viel Vitamin B1 und C, Spuren von Vitamin B2, A und E sowie reichlich Mineralstoffe (u. a. Kalium, Kalzium, Eisen, Magnesium, Phosphor). Den Nüssen werden viele gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben: blutreinigend, wurmtreibend, nervenstärkend, schweißregulierend, leistungssteigernd und konzentrationsfördernd.  Maßvoller Genuss soll zudem zur Senkung des Cholesterinspiegels beitragen.

Aus den grünen Fruchthüllen, Blättern und der Rinde werden Gerb-, Beizmittel hergestellt. Blättern und Fruchthüllen geben ein intensives Färbemittel ab, auch für Haare - wobei das Farbergebnis auch zu schwarz umschlagen kann.

Walnuss-Bäume halten Insekten wie Mücken und Fliegen fern und wurden auch deshalb möglichst nahe am Haus gepflanzt. Walnussblätter wurden dazu verwendet, Ungeziefer aus Kleiderschränken fernhalten.

Die Walnuss treibt ziemlich spät im Frühjahr aus und verliert sehr zeitig ohne Herbstfärbung die Blätter. Das macht die sie zum idealen Hausbaum: im Frühling wirft sie erst Schatten, wenn man sich welchen wünscht, im Herbst lässt die Walnuss die Sonne genau dann schon wieder durch ihre Krone, wenn sie schwächer und angenehm wird.

Die Krone ist kugelförmig, der Stamm ist selten gerade, die Rinde erscheint besonders bei älteren Bäumen silbrig. Erkennungsmerkmale sind weiterhin das gekammerte Mark im Längsschnitt junger Zweige und die großen Blattnarben mit einer grinsenden Fratze, die beim Abfallen der dicken Blattstiele zurückbleiben.          

Am verlängerten Blattstiel sitzen 5-9 Fiederblättchen, die das 20-40 cm große Blatt bilden.

Bei ihrem spät stattfindenden Austrieb sind die Blätter gut an ihrer rötlichen Färbung erkennbar. Empfindlich ist die Walnuss gegenüber Spätfrösten, die dann zum Ausfall der Blüte führen.

Walnuss-Bäume werden vom Wind bestäubt und verzichten deshalb auf auffällige Blüten. Bereits mit 5 Jahren können Walnüsse fruktifizieren. Eichhörnchen, Mäuse, Krähen und andere Tiere verstecken die Nüsse als Wintervorrat, vergessen einige Verstecke dann und sorgen so für die weitere Verbreitung der schweren Nüsse.

Der Tag des Baumes am 25. April hat für Besitzer von Walnuss-Bäumen eine besondere Bedeutung: tritt  an dem Tag oder danach noch Frost auf, fällt oft die diesjährige Nussernte aus.

Walnüsse besitzen ein herzförmig ausgebildetes Wurzelsystem, das im Alter aber durch oberflächennah streichende Hauptwurzeln flacher wird.

Walnuss-Bäume sind sehr lichtbedürftig und müssen spätestens nach 10 Jahren frei oder sehr licht stehen. Sie ertragen bis zu 6 Wochen Überflutung, weshalb man sie vereinzelt in Auwäldern antrifft.

Sie wollen Walnuss-Bäume pflanzen?

Die dicksten Nüsse der diesjährigen Ernte von einem Walnuss-Baum in der näheren Umgebung des neuen Standortes noch vor dem Winterfrost an einer geeigneten Stelle (viel Licht, gut nährstoffversorgter Boden, nicht zu trocken) flach in die Erde legen und mit einer Laub- und Moosschicht abdecken. Die Stelle entfernt von Gebäuden und anderen Bäumen wählen, von Gras o. ä. befreien, evtl. mit einem in die Erde gesteckten Stock markieren, damit man im Frühjahr sehen kann, ob ein Keimling aufgegangen ist.

Eine andere Möglichkeit ist es, einige der besten Nüsse in die Erde eines Blumentopfs zu legen und sie mit einer Moosschicht abzudecken, um sie vor dem Austrocknen oder Frost zu schützen. Den Topf an einen kühlen Ort stellen (0 – 4 °C), gelegentlich etwas gießen und auf das Frühjahr warten. Etwa im April wird der Topf ins Freie gestellt.

Die Keimlinge können dann gegen Ende des Frühjahrs ins Freie ausgepflanzt werden.                                          

Quelle: http://www.baum-des-jahres.de