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Der Wald in der Sächsischen Schweiz –
Geht uns das Holz aus?

Vortrag des Leiters des Forstbezirkes Neustadt, Herrn Dr. Dietrich Butter, gehalten zum Tag der Forstwirtschaft, der Jagd und des ländlichen Raumes in Langburkersdorf am 23.06.2007

Die Fläche des Landkreises Sächsische Schweiz ist mit rund 34.000 ha Wald bedeckt. Statistisch kommen auf jeden Einwohner des Landkreises 0,24 ha Wald. Das bedeutet, dass auf 3 Einwohner des Landkreises eine Waldfläche von etwa der Größe eines Fußballfeldes kommt. Das ist mehr als der Durchschnitt in Sachsen. Der Landkreis Sächsische Schweiz ist damit ein vergleichsweise waldreicher Kreis. 40 % der Waldfläche im Landkreis sind Staatswald, dazu kommt noch einmal 25 % Waldfläche im Nationalpark, die ebenfalls weit überwiegend dem Freistaat Sachsen gehört. 29 % der Waldfläche sind Privatwald (ca. 3000 Waldbesitzer) und nur 6 % des Waldes gehören den Städten, Gemeinden und der Kirche.

Der Wald aller Eigentumsformen ist Wirtschaftswald der seit Jahrhunderten durch das Wirken von Forstleuten und Waldbesitzern geprägt wurde. Er hat eine große Bedeutung für die Erholung und den Tourismus sowie für den Natur- und Landschaftsschutz. Auf ¾ der Waldfläche dominieren Nadelbaumarten. Die Fichte ist immer noch die häufigste Baumart im Landkreis obwohl in den letzten 2 Jahrzehnten im Zuge der Waldschadensanierung und des Waldumbaus umfangreiche Pflanzungen mit Laubbäumen, Weißtannen und anderen Nadelbäumen erfolgten. Von den Laubbaumarten (25 % der Waldfläche) dominieren Rotbuche und die Eichenarten. In jedem Jahr werden durch die Bäume im Wald des Landkreises mit Hilfe derPhotosynthese ca. 250.000 m³ Holz neu gebildet. Der jährliche Holzzuwachs im Wald des Landkreises entspricht einem Würfel mit 63 m Kantenlänge (8,8 Vfm D. o. R./ha x a). Dieser Zuwachs kann nicht vollständig genutzt werden. Aus verschiedenen Gründen verbleiben etwa 40 % des zugewachsenen Holzes im Wald (Nährstoffkreislauf, Anreicherung des Holzvorrates u. a. m.). Die durchschnittlich jährliche Holznutzung nach Waldeigentumsarten stellt sich gerundet etwa wie folgt dar: Staatswald 62.000 m³, Nationalpark 26.000 m³, Privatwald 25.000 m³, Körperschaftswald 7.000 m³. Die Gesamtnutzung beträgt also rd. 120.000 m³ Holz pro Jahr.

Bei stetig steigender Nachfrage nach Holz, stellt sich die Frage, wie hoch die Holznutzungsreserven im Landkreis sein könnten? Gegenwärtig muss eingeschätzt werden, dass sowohl im Staats- als auch im Körperschaftswald die nachhaltigen Nutzungsmöglichkeiten weitgehend ausgeschöpft sind. Aus der Zielsetzung des Nationalparks (Natur Natur sein lassen) ergibt sich, dass jährlich mindestens 15.000 m³ Holz, das theoretisch genutzt werden könnte, aus Naturschutzgründen im Wald verbleibt. Holznutzungsreserven bestehen noch überwiegend im kleinstrukturierten Privatwald. Sie werden für den Landkreis mit ca. 15.000 m³ geschätzt. Diese Nutzungsreserven ergeben sich daraus, dass der kleinere Privatwald häufig nicht oder nur mit sehr geringerer Intensität bewirtschaftet wird. Eine intensivere forstliche Bewirtschaftung mit damit verbundener größerer Holznutzung, lässt sich nicht verordnen. Kleinprivatwaldbesitzer können ohne Hilfe nicht am Holzverkauf für Großkunden teilnehmen. Prinzipiell besteht zwar die Möglichkeit, dass auch sie gegen Gebühr ihr Holz über den Staatsbetrieb Sachsenforst verkaufen können, aber die Bündelung von kleinen Holzmengen wird für den Staatsforst wie auch für private Holzhändler immer unwirtschaftlicher. Deswegen besteht nur die Möglichkeit, dass Kleinprivatwaldbesitzer untereinander und mit größeren Forstbetrieben kooperieren oder in Netzwerken (z. B. im Rahmen der Forstbetriebsgemeinschaft) zusammenarbeiten und damit größere, marktfähige Wirtschaftseinheiten bilden. Sonst verbleibt das nutzbare Holz im Walde oder es wandert unwirtschaftlich in die Öfen der örtlichen Bevölkerung. Waldbesitzer, Kommunalpolitiker und Unternehmer sollten beachten, dass sich mit der stofflichen Verwertung von nachhaltig nutzbarem Holz gute und tendenziell bessere wirtschaftliche Effekte erzielen lassen. Einige Beispiele: Der StaatsbetriebSachsenforst führt jährlich im Winter eine Wertholzversteigerung in der Dresdner Heide durch an der auch nichtstaatliche Waldbesitzer teilnehmen können.

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Hier lässt sich für starkes Stammholz guter Qualität eine Preisspanne 150 bis 600 € / m³ undmehr realisieren. Dem gegenüber erzielen derzeit Waldbesitzer für Nadelsägeholz 50 bis 120 € / m³. Dünneres Holz minderer Qualität aus der Pflege jüngerer Waldbestände erzielt derzeit beim Verkauf an die Zellstoff- oder Spanplattenindustrie 25 € / rm. Unter diesen Preis sollte waldfrisches Nadel-Brennholz aufgestapelt am Waldweg keinesfalls verkauft werden! Für waldfrisches Buchen- oder Birken-Brennholz ist ein Aufschlag von 2 bis 4 € / rm marktgerecht.

Im ländlichen Raum ist es üblich, dass viele Menschen ihr Brennholz zu geringeren Rohstoffpreisen im Staatswald selbst werben oder im Privatwald aufbereiten. Hier sind zwei Hinweise besonders zu beachten: Motorsägenarbeit ist sehr gefährlich! Eine vollständige Schutzausrüstung ist unerlässlich. Im Staatswald wird von Brennholzselbstwerbern der Nachweis verlangt, dass sie einen mindestens zweitägigen Motorsägenlehrgang absolviert haben. Gleiches wird den anderen Waldbesitzern dringend empfohlen. Die staatlichen Revierförster haben jährlich einen sehr hohen Aufwand bei der Einweisung, Kontrolle und Abrechnung von Brennholzkunden, die ihr Brennholz selbst machen. Dieser Aufwand wird bei den vielfältigen anderen Aufgaben der Staatsförster künftig immer weniger leistbar sein. Insofern werden Brennholznutzungsmöglichkeiten im Staatswald für private Kunden mehr und mehr zurückgehen zugunsten privater Brennholzanbieter.

Forstleute und Waldbesitzer arbeiten wie Landwirte mit der Natur. Der Orkan Kyrill hat am 19. Januar 2007 gezeigt, dass eine planmäßige Bereitstellung immer derselben Menge Holz unrealistisch ist. In Folge der Aufbereitung des Sturmschadholzes existiert vorübergehend nicht nur in Sachsen, sondern in ganz Deutschland ein Überangebot an Holz, welches die Preise momentan sinken lässt.

Dieses Überangebot ist unter anderem auch an großen Brennholzstapeln in den dörflichen Grundstücken zu erkennen. Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass die große, holzverarbeitende Industrie wieder dringend ihren Rohstoff benötigt. Die Nachfrage nach Holz kann man besser ermessen, wenn man sich vorstellt, dass beispielsweise das neu errichtete Sägewerk der Firma Klausner in Kodersdorf bei Görlitz jährlich soviel Holz benötigt, wie im gesamte Staatswald in Sachsen geerntet wird. Ein weiteres großes holzverarbeitendes Werk im Einzugsbereich des Landkreises betreibt die Firma Kronospan seit Jahren in Lampertswalde bei Großenhain. Dessen Rohstoffbedarf ist genau so groß, wie das der Firma Klausner in Kodersdorf. Der Holzhunger der großen Werke und der vielen kleinen Brennholzkunden wird über kurz oder lang wieder zum Ansteigen der Holzpreise führen. Das ist auch gerechtfertigt, wenn man berücksichtigt welche steigenden Kosten sowohl private und körperschaftliche Waldbesitzer als auch der Freistaat im Zusammenhang mit dem Waldbesitz und seiner ordnungsgemäßen Bewirtschaftung zu tragen haben. Außerdem sollte man immer daran denken, wie lange Bäume wachsen müssen, bis sie verwertbare Holzsortimente liefern.

Zusammenfassend bleibt festzustellen, dass die Holzreserven im Landkreis wie auch in Sachsen begrenzt sind. Die möglichst Wald schonende Holzernte und die sparsame, möglichst effiziente Nutzung dieses wertvollen Rohstoffes werden immer dringlicher. Bei der Waldpflege, der Holznutzung und -Verarbeitung sind regionale Wertschöpfungsketten im ländlichen Raum, die kurze Wege beinhalten sollten und Arbeitsplätze schaffen, wünschenswert. Bei allem Streben nach einer nachhaltigen und klugen Nutzung des wertvollen Rohstoffes Holz darf nicht vergessen werden, dass Wald mehr ist als Holz! Das Ökosystem Wald ist als Lebensraum für Pflanzen, Tiere und Menschen unverzichtbar. Es ist unbedingt zu schützen, nicht zuletzt auch damit es als Kraftquell für die Erholung des Menschen erhalten bleibt. Der Wald bietet darüber hinaus ideale Möglichkeiten für die Umweltbildung.