Sächsische Zeitung
Freitag, 28. März 2008

 
Private Waldbesitzer unter Druck
Von Hartmut Landgraf

Viele Privatwaldflächen im Kreis werden kaum oder nicht fachgerecht bewirtschaftet. Das will eine Gemeinschaft von Eigentümern ändern.

Die wirtschaftlich gefragte Ressource Holz liegt Forstfachleuten zufolge in den Privatwäldern der Sächsischen Schweiz noch teilweise brach. Während im Staatswald die festgesetzten Einschlagmengen ausgeschöpft würden, bleibe in den Privatwäldern eine jährliche Reserve von zirka 15000 Kubikmetern ungenutzt, sagt Dietrich Butter, Leiter des Forstbezirks Neustadt.

Weil die Mehrheit der kleinen Waldbesitzer in der Sächsischen Schweiz ihr Eigentum nicht ordnungsgemäß bewirtschafte, blieben aber nicht nur Ressourcen unerschlossen. Fachgerechte und nachhaltige Pflege und Bewirtschaftung seien zudem wichtig, um den Wald in allen seinen Funktionen für die Zukunft zu erhalten.

Großteil hat kaum fünf Hektar

Dem Ziel einer besseren und nachhaltigen Bewirtschaftung im Privatwald hat sich die Forstbetriebsgemeinschaft Gohrisch (FBG) verschrieben – ein Verein von 49 kleinen und mittleren Waldbesitzern aus der Sächsischen Schweiz. Ihr Problem: Die Besitzverhältnisse im Privatwald sind extrem kleinteilig und unübersichtlich.

„Manche Leute wissen gar nicht, dass sie Wald haben“, sagt Ivo Teichmann, Chef der FBG. Es braucht Erfahrung und jahrelange Kontakte, um auf diesem Flickenteppich neue Kräfte zu mobilisieren. 75000 Waldbesitzer gibt es in Sachsen. 90 Prozent von ihnen nennen Waldflächen von weniger als fünf Hektar ihr Eigen. Das ist auch in der Sächsischen Schweiz nicht anders. Auf der Holz-Abnehmerseite schreitet indessen die wirtschaftliche Konzentration immer weiter fort. Riesige Forstkonzerne wie die Klausner-Gruppe agieren am sächsischen Markt und stehen der zersplitterten Waldeigentümerschaft gegenüber. Schon um in diesem ungleichen Miteinander attraktive Preise zu erzielen und das Holz nicht zu verramschen, seien Zusammenschlüsse sinnvoll, sagt Teichmann.

Bislang konnten die Privaten ihr Holz in begrenztem Umfang zu günstigeren Sammelkonditionen über den Staatsbetrieb Sachsenforst mitverkaufen. Eine Möglichkeit, die es im Rahmen der Betreuungsaufgaben des Staatsbetriebs auch weiterhin geben soll, wie Sachsenforstsprecher Thomas Rother sagt. Auch mit Fragen zur Bewirtschaftung, Pflege, Vermarktung oder Schädlingsbekämpfung, bei der Material- und Gerätebeschaffung können sich Waldbesitzer bei ihrem Betreuungsförster Rat holen. Soweit die Theorie.

Hilfe zur Selbsthilfe

In der Realität hat der Sachsenforst für diese Hilfe nur begrenzte Ressourcen. Zwischen Reinhardtsdorf und Großsedlitz beispielsweise ist ein einziger Betreuungsförster für 700 Waldbesitzer zuständig. Und der Staatsbetrieb, der im Zuge der Verwaltungsreform Personal an die Landkreise abgeben muss, will den Umfang seiner Hilfe künftig noch drosseln. Strategie sei, die Waldbesitzer in ihrer Eigenverantwortung zu stärken, umschreibt es Thomas Rother. Deutlicher wird Dietrich Butter: „Das ist auf Dauer nicht finanzierbar.“

Hilfe zur Selbsthilfe lautet deshalb das Ziel der FBG. Das Leistungspaket ist teils kostenpflichtig. Fachberatung zur Bewirtschaftung gibt es umsonst, für Unterstützung bei der Holzvermarktung und andere Dienstleistungen ist ein Obolus fällig. Kürzlich hat die FBG eine Internetseite freigeschaltet, die laut Teichmann „zum interessantesten Forst-Infoportal der Region“ ausgebaut werden soll.

www.fbg-saechsische-schweiz.de
Samstag, 8. November 2008
(Sächsische Zeitung)
 
Der Freistaat Sachsen baut auf Holz
Von Tilo Berger

Sachsen will Produzenten und Verarbeiter des nachwachsenden Rohstoffs zusammenbringen. Den Anfang macht die waldreiche Oberlausitz.

Bautzen. Mehr als 33000 Menschen arbeiten in der sächsischen Forst- und Holzwirtschaft. Die rund 3000 Unternehmen der Branche erwirtschaften jährlich etwa 4,2Milliarden Euro Umsatz. Umwelt- und Landwirtschaftsminister Frank Kupfer nannte die Forst- und Holzwirtschaft am Freitag einen der bedeutendsten Wirtschaftszweige Sachsens. „Aber das ist kaum bekannt – zu Unrecht“, bedauerte der CDU-Politiker.

Land gibt 150000 Euro

Um der Branche zu mehr Ansehen und neuen Marktchancen zu verhelfen, startete der Freistaat am Freitag in Schmochtitz bei Bautzen eine „Clusterinitiative Forst und Holz“. Nach dem Vorbild beispielsweise des Automobil-Zulieferernetzwerkes Sachsen sollen Forst- und Holzbetriebe enger zusammenarbeiten, gemeinsam neue Produkte entwickeln und im Bunde werben. Ein ehrgeiziges Ziel für eine Branche, die vom Revierförster über Tischlereien und die Zellstoffindustrie bis zu Druckereien und Verlagen reicht.

Das Ganze startet in einer der waldreichsten Regionen Sachsens, in der Oberlausitz. Dazu soll sich in den nächsten zwei Jahren in der Region ein Netzwerk-Zentrum ansiedeln und die Fäden zusammenhalten. Für die Startphase bis 2010 stellt die Staatsregierung insgesamt 150000Euro bereit. Gehen die Pläne in der Oberlausitz auf, soll die Initiative anschließend den gesamten Freistaat ergreifen.

Nach Salzburger Vorbild

Was solche Netzwerke leisten können, erfuhren die rund 60 Teilnehmer der Auftaktveranstaltung von Waltraud Winkler-Rieder. Sie managt das vor sieben Jahren gegründete Holz-Cluster im österreichischen Bundesland Salzburg. Dort haben etwa 1300 Betriebe mit insgesamt 19000 Beschäftigten ihre Kräfte gebündelt. Und schaffen es gerade, gemeinsam den Erbauer eines neuen 600-Betten-Hotels mit allen benötigten Holzwaren auszustatten. Ein Auftrag, der jedes Einzelunternehmen überfordern würde. „Haben Sie auch keine Scheu vor Forschung und Entwicklung, die kommt in der Holzbranche leider viel zu kurz“, riet die Österreicherin den Oberlausitzern.

www.cluster-forstholzsachsen.de